Sonntag, 26. Juni 2011

Star Trek: Enterprise #1 - Das höchste Maß an Hingabe (Cross Cult)

Star Trek: Enterprise #1 - Das höchste Maß an Hingabe (Cross Cult)

Bei einem Angrif der Xindi auf die Erde kommen 7 Millionen Menschen um. Die Enterprise brach daher in die Delphische Ausdehnung auf, um die Xindi zu finden und sie davon abzuhalten, einen erneuten Angriff auf die Erde durchzuführen. Allerdings läuft die Suche nicht so einfach und so zügig, wie sich alle Beteiligten erhofft haben. Zudem wird die Stimmung auf der Enterprise durch das angestrengte Verhältnis zwischen der Sternenflottencrew und den kürzlich dazugestoßenen MACOs zusätzlich gedrückt...

Die Geschichte des ersten Enterprise-Bandes ist früh im Xindi-Konflikt angesiedelt, was mich ehrlich gesagt etwas gewundert hat. Meines Erachtens war der Xindi-Konflikt durch die TV-Episoden ausreichend und gut behandelt, so dass ich nicht so recht gesehen habe, was ein Roman an nicht redundantem Inhalt bieten könnte. So habe ich in erster Linie eine Roman-Adaption einer TV-Episode erwartet, womit ich erfreulicherweise falsch lag. Im Vorwort wird die Handlung zeitlich recht genau eingeordnet - zwischen dem Auffinden eines Xindi in einer Trellium D-Mine in 3x01 und dem Überfall der Piraten in 3x02. Leider bedeutet das auch, dass im Prinzip nicht zu viel Handlungsspielraum über bleibt. Zumindest, wenn es darum geht, größere überraschende Entwicklungen darzustellen.
Der Schwerpunkt ist somit auf die Beziehung zwischen Sternenflottlern und MACOs gesetzt. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass die Thematik in der Serie schon genug Zeit in Anspruch genommen hat und so fügt sie dem Leseerlebnis hauptsächlich eine sehr ermüdende Komponente hinzu. Natürlich sind die kurzen Passagen, in denen die „harten“ MACOs mal wie denkende und fühlende Menschen rüberkommen, angenehm zu lesen. Aber erstens ändert es nichts daran, dass sie Soldaten und somit so oder so fragwürdige Gesellen sind, und zweitens, dass man das alles schon mal irgendwie irgendwo gelesen oder gesehen hat.
Ich will aber jetzt nicht die ganze Zeit nörgeln. Das wäre nicht angebracht. Die aus der Serie bekannten Charaktere sind unheimlich gut getroffen. Die Beschreibungen der Mimik, der Gestik und des Verhaltens lassen glasklare Bilder entstehen. Der Stil ist ruhig und besticht durch Präzision. Ab und zu kommt eine Bitterkeit durch, die eine der Autorenwidmungen mit sich bringt und dem Roman sehr gut steht. Vor allem, wenn Archer und Reed sich jeder für sich klar werden, welchen moralischen Zerfall sie hinter sich haben, dass Folter zu einer akzeptablen Vorgehensweise wurde.

Ist die Handlung insgesamt wirklich mau, haben es Prolog/Epilog jedoch in sich. Hier wird etwas korrigiert, was ich im viel zu frühen Serienfinale als großen und traurigen Fehler erachtet habe. Ich will jetzt niemandem, der das Buch eventuell noch lesen möchte, die kleine große Überraschung versauen. Ich fand's gut, auch wenn die Erklärung gänzlich fehlt. Aber deswegen habe ich ja diese Romanreihe angefangen zu lesen und ich bin wirklich auf die weiteren Bände gespannt. Allein schon die Lücke innerhalb der Zeitleiste der TV-Episoden sollte einiges an Unterhaltung bereithalten. Und außerdem will ich gefälligst Erklärungen zum Epilog!


Wie so oft bei Cross Cult-Veröffentlichungen kommt dieser Band mit coolem Zusatzmaterial. In diesem Fall ist das einmal eine Zusammenfassung des gesamten Xindi-Konflikts und ein Text zu den MACOs. In beiden Texten wird auch darauf eingegangen, dass beides nicht ganz unumstritten in der Fangemeinde war und sich natürlich die Frage gestellt wurde, wie es in das bestehende Star Trek-Universum einfügt.


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