Samstag, 27. August 2011

Sucker Punch - Extended Cut (2011) [Warner Home Video]

Der epische Action-Fantasy-Film „Sucker Punch" lässt uns mit der lebhaften Vorstellungskraft der jungen Babydoll (Emily Browning) eine Traumwelt erleben, die ihr die Flucht aus einer grausigen Realität erlaubt. Sie überwindet die Fesseln von Raum und Zeit, lässt sich von ihrer Fantasie beflügeln, wenn ihre unglaublichen Abenteuer die Grenzen zwischen Vorstellung und Wirklichkeit verwischen.
Man hat Babydoll gegen ihren Willen eingesperrt. Aber sie gibt nicht auf und kämpft um ihre Freiheit: Sie drängt vier weitere Mädchen - die zurückhaltende Sweet Pea (Abbie Cornish), die freimütige Rocket (Jena Malone), die gerissene Blondie (Vanessa Hudgens) und die treu ergebene Amber (Jamie Chung) -, gemeinsam gegen das schreckliche Schicksal aufzubegehren, das ihre Wächter Blue (Oscar Isaac) und Madam Gorski (Carla Gugino) für sie vorgesehen haben, bevor der geheimnisvolle High Roller (Jon Hamm) Baby Doll abholt.
Unter Babydolls Führung starten die Frauen einen fantastischen Feldzug gegen Widersacher wie Samurais und Feuerdrachen, wobei sie in Wirklichkeit gegen die graue Welt im Lennox Hospital ankämpfen.

Sucker Punch, der mittlerweile fünfte Film von Nachwuchsregiesseur Zack Snyder, begibt sich auf eine fantastische Reise ins Innere der Seele. Kaum ein Film war wohl zu seinem Start und darüber hinaus verrufener und musste sich mehr Kritik anhören als dieser. Am lautesten waren die Rufe zum Thema Sexismus, sind hier ja vier Frauen in den Hauptrollen, und kämpfen leicht bekleidet gegen das Übel an.
Die Handlung teilt sich in 3 Bewusstseinsebenen:  die Realität, in „Babydoll“, deren richtigen Namen wir nicht kennen von ihrem Stiefvater ins Irrenhaus gebracht wird; zweitens die Vorstellungskraft, in die sich „Babydoll“ zurückzieht, um sich die Irrenanstalt als Bordell, das von „Blue“ welcher in dieser Ebene als Zuhälter fungiert geführt wird, der sich vermutlich in der echten Welt  an den Frauen vergeht; die dritte Ebene, der Traum – in diese Bewusstseinsebene bringt sich „Babydoll“, um ihr Selbst vor dem Trauma der Wirklichkeit zu schützen. In Ebene zwei wird zwar die Symbolik des Tanzes verwendet, es darf aber vermutet werden, dass es sich hierbei um Geschlechtsverkehr in der echten Welt handeln dürfte , andere sind der Meinung, dass es sich dabei um Therapiesitzungen oder eben das „Theaterstück“, welches sie vor Madame Gorski aufführen, handelt. Währenddessen stehlen die anderen Mädchen die Gegenstände von ihren Peinigern, vermutlich auch unter sexuellen Angriffen. Die dritte Ebene dient mit ihren imposanten Actionsequenzen und der fantasiereich gestalteten Umgebung nicht nur zur Ablenkung der Personen innerhalb der Vorstellungsebene, sondern lenkt gleichzeitig das Publikum so ab, dass es selbst zur gaffenden frauenfeindlichen Menge degradiert wird.
Der Film ist mit seiner selbstironischen Art in der er die Sexualisierung weiblicher Rollen darstellt ein Mittelfinger gegen den üblichen Möchtegernklötenjungfrauennerd, was allerdings so gut in eine mehrschichtige Welt gehüllt wurde, dass es viele Zuschauer sicher nicht bemerken.
Zack Snyder ist einer der modernen Künstler des CGI, nicht umsonst hat er an einer der renommiertesten Schulen für Spezialeffekte alles über den ästhetischen und inhaltlichen Einsatz von Bildern gelernt. Jede Szene ist visuell genau abgestimmt, sei es nun die graue Außenwelt oder die buntleuchtende, aber doch schäbig wirkende Welt des Bordells. Kamerafahrten, Szenenmerges oder Compositionen aus Bild und Musik – all das bekam man schon in anderen Snyder Filmen geboten und doch wirkt es hier nicht unpassend oder so, als wäre es schon dagewesen. Anders als beispielsweise bei Tim Burton, erkennt man zwar Zack Snyder Filme meist an ihrem Aussehen, aber dennoch verpasst er allem genau die richtige Menge an Individualität. Er erzählt gern bildhafte Geschichten was meist dazu führt, dass seine Filme deutlich länger sind als der Genredurchschnitt. Sucker Punch war hier keine Ausnahme. Ganze 17 Minuten musste er entfernen lassen, bis Warner sein Ok für die Kinoversion gegeben hat. Doch nun zum Blu-ray Release erscheint die um 17 Minuten längere Fassung zusammen mit der original Kinoversion in einem Paket. Außerdem, und das ist heute eine Seltenheit, wurde das neue Material komplett in Deutsch nach synchronisiert.
Die bereits angesprochene Symbiose von Bild und Musik zeigt sich auch im wirklich gelungenen mit vielen unterschiedlichen Stücken versehenen Soundtrack. Viele Lieder sind perfekt auf die jeweilige Szene abgestimmt und scheinen textlich extra für den Film gemacht worden zu sein, obwohl es sich um alte Klassiker oder Remixe handelt. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang ist ebenfalls, dass Emily Browning sogar ein zwei Lieder selbst eingesungen hat um dem ganzen noch etwas mehr Atmosphäre zu geben.
Die  Blu-ray bietet außerdem ein Feature, das es bisher nur auf der amerikanischen Blu-ray Version von Watchman gab: den sogenannten Maximum-Movie-Mode. Hierbei handelt es sich sozusagen um eine Filmbesprechung mit dem Regisseur. Den ganzen Film über begleitet einen Zack Snyder durch den Film, erklärt Szenen, gibt Insiderinformationen oder erzählt einfach, was er sich bei bestimmten Dingen gedacht hat. Ein wirklich fantastisches Feature und deutlich besser als ein einfacher Audiokommentar. Ein seltenes aber schönes Bonusfeature ist eine Spur speziell für sehbehinderte Menschen, denen wird von einem wirklich guten britischen Sprecher das gesamte Geschehen erklärt, und zwar so gut, dass selbst Menschen, die gut sehen können, Spaß daran haben können.
Ein wirklich wunderbarer Film, der durch sein Blu-ray Release noch einmal aufgewertet wurde. Ich kann nur jedem, der die Möglichkeit hat, diese Version von Sucker Punch empfehlen.


9.0 von 10 unterdrückte Seelen im Kampf um das Selbst