Freitag, 27. Januar 2012

Deponia (Daedalic Entertainment)

Deponia (Daedalic Entertainment)

Nach Harveys neue Augen erwartet uns bereits früh im neuen Jahr ein weiteres Adventure der extraklasse aus der Kreativschmiede Daedalic in Hamburg, die sich auf die Fahne geschrieben zu haben scheinen, dem einst totgesagte Adventuregenre zu altem Glanz zu verhelfen. Das sie hierfür ein gutes Händen zu haben scheint beweisen unter Anderem die endlosen Awards und Auszeichnungen für jedes ihrer Spiele von Fachpresse und Endkunden gleichermaßen. Nicht zuletzt  deshalb vergleich ich sie gern mit der amerikanischen Wunderfabrik Telltale Games.

Das neuste Werk Deponia stammt erneut vom Mitbegründer und Kreative Director Jan Müller-Michaelis der auf den Spitznamen „Poki“ hört. Aus seiner Feder stammten bereits die Ideen und Geschichten zu erfolgreichen Titeln wie „Edna bricht aus“ (jüngst in einer Sammler Edition“ erschienen) oder  das bereits erwähnte „Harveys neue Augen“. Seine Geschichten zeichnen sich dadurch aus, dass sie sowohl emotionalen Tiefgang, als auch eine gute Portion schrägen „Nerdhumor“ mit sich bringen, so dass man „Poki“ vermutlich ohne Übertreibung als den europäischen Ron Gilbert bezeichnen könnte.


Dieses Mal heißt uns das Team von Daedalic herzlich Wilkommen auf Deponia, dem chaotischen Müllplaneten im abgelegensten Quadranten der Galaxis und Heimat unseres Helden Rufus. Dieser fühlt sich zu Höherem berufen und träumt von einem Leben in den „oberen Schichten“, den schwebenden Städten hoch über der Planetenoberfläche. Als plötzlich die wunderschöne Goal aus eben diesen privilegierten Sphären in einen benachbarten Müllberg fällt, wittert Rufus seine Chance. Er beschließt, die bewusstlose Schönheit zurück in ihre Heimat zu bringen. Stellt dieses Vorhaben am Anfang nur eine vage Hoffnung dar, festigt sich schon bald ein skrupelloser Plan: Rufus entpuppt sich nämlich als das exakte Ebenbild von Goals Ehemann aus der Oberwelt. Die geplante Übergabe wird zum Startschuss für eine verwirrende Verfolgungsjagd voller verrückter Verwechslungen.

Wo sich die Geschichte so märchenhaft entwickelt steht ihr die Grafik in nichts nach. Daedalic ist nicht zuletzt auch durch seine letzten Meisterwerke dafür bekannt eine handvoll klasse Zeichner und Designer durchzufüttern, die auch in Deponia wieder einen wunderbaren Job abliefern. Alle Hintergründe sind feinvorgezeichnet, digitalisiert und mit dem letzten Schlief versehen. Durch diesen liebevollen Prozess entsteht der einzigartige Look, den jedes ihrer Spiele auszeichnet, eine Mischung aus den Goon Comics, Steampunk und dem Artdesign von „Monkey Island 3“. Das Ganze wird von flüssig animierten Charakteren und dezenten Effekten abgerundet. Mit einer Auflösung von 1920x1080 Pixeln zeigt sich im FullHD Modus, wie ein modernes Adventure aussehen sollte. Allerdings gibt es auch am schönsten Gemälde etwas das man kritisieren kann und so ist es in diesem Fall, die relative Leblosigkeit der Umgebung. Es gibt kaum Hintergrundanimationen wodurch die schöne Landschaft etwas zum Stilleben verkommt, hier könnte man nachbessern.
Das Gameplay eines Adventures, besonders eines vom klassischen Point and Click Genre beinhaltet in den meisten Fällen keine großen Besonderheiten hat es sich seit den Anfangstagen kaum verändert. Umso mehr freut mich die Verbesserung im Detail, so ist es in Deponia nun möglich, das Inventar zu öffnen in dem man das Mausrad nach unten rollt. Das geht nicht nur besonders schnell und leicht von der Hand, sondern vermittelt auch den haptischen Eindruck, dass der Spieler das Menü mit dem Finger herunter zieht, ähnlich wie auf einem Tablett-Computer.
Starke Geschichte, etwas fürs Auge aber können die Charaktere dem Erfolgsdruck der beliebten Vorgänger standhalten? Und ob. Jeder Chrakter in Deponia hat seine eigene kleine Hintergrundgeschichte, was ihnen eine facettenreichere Persönlichkeit verleiht. Besonders klasse ist in den Dialogen von denen es reichlich gibt, die immer gekonnt oder bewusst platt eingebaute Situations- oder Wortkomik. Hierbei sticht besonders der Hauptcharakter Rufus ins Auge bzw. Ohr ist er doch ein klassischer Antiheld mit seiner ständigen Aufschneiderei. Der Zynismus vieler Charaktere ist einfach wundervoll und hat mich nicht nur einmal dazu gebracht laut zu lachen. Da ist es einwenig ärgerlich, dass man diese spannenden Figuren nach nur etwas 10 Stunden nicht mehr wieder sieht, außer man spielt Deponia noch einmal.

Der erste Adventure Wurf des noch jungen Jahres und schon legt Daedalic die Messlatte wieder sehr hoch. Die Geschichte ist eine klasse Dramödie mit HD-Optik und wunderbar ausgefeilten Rätselketten.

9.2 von 10 deponierten ElysianernInnen

Titel: Deponia
Genre: Klassisches „Point & Click“-Adventure
Plattform: PC
Entwickler: Deadalic Entertainment
Release: 27. Januar 2012