Donnerstag, 25. Juli 2013

Warum Hans Wagner den Sternenhimmel hasst (2013)

Warum Hans Wagner den Sternenhimmel hasst (2013)

Hans Wagner (Hubertus Brandt) hasst den Sternenhimmel und kommt auch ansonsten nicht mit der Welt klar. Damit es ein wenig besser für ihn läuft und er nicht immer so viel Grübeln muss, bekommt er Tabletten vom Arzt. Sein Medikament unterdrückt allerdings nicht nur die schlechten Gedanken, sondern alle Gefühle. So kommt es das ihn seine Emotionen eines Tages ganz schön überrumpeln, als seine Tabletten alle sind. Selbst die Notration ist verschwunden, nachdem er das letzte mal Doctor Who schaute und eine extra Dosis benötigte. Stattdessen muss jetzt erstmal auch Whiskey reichen. Doch schon beim Einkauf wird er von seinen Gefühlen übermannt. Er Trifft die attraktive Kassiererin Frau Schön (Sarah Bellini), verliebt sich sofort in sie, traut sich aber nicht sie anzuquatschen. Während er vor der Tür des Discounters sitzt und wartet, dass die hübsche Kassiererin Feierabend hat, lernt er den obdachlosen Hobbit (Ulrich Bähnk) kennen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten Freunden sich die beiden an und Hobbit übernachtet sogar bei Hans. Da der aber immer noch nicht den Mut fassen konnte seine Angebetene anzusprechen, schlägt Hobbit vor, er solle beim Speed Dating mal üben. Dabei lernt er Amélie (Nika Kushnir) kennen, die sich durch einen blöden Zufall auch mit den beiden anfreundet. Zu dritt treffen sie sich nun Regelmäßig zum Filmabend und Hans ist zum ersten mal im Leben nicht mehr alleine und sogar ein wenig glücklich. Eines Nachts passiert ihm aber etwas unglaubliches. Eigentlich könnte diese Nacht ihn zu einem sehr glücklichen Mann machen, doch es kommt anders.

Lars Kokemüller und der Rest der Radikal & Arrogant Crew sind wieder zurück und diesmal sogar mit einem Abendfüllenden Werk. Im direkten Vergleich zum vorher veröffentlichten “der provokateur.” wirkt “Warum Hans Wagner den Sternenhimmel hasst” auf den ersten Blick ungewohnt brav und auf eine harmlose Weise verrückt. Dieser Eindruck wird mit dem dritten Akt nicht nur relativiert, sondern völlig umgeworfen. Das Finale hat es wirklich in sich und macht aus einer recht verschrobenen Komödie ein sehr düsteres Märchen, das auch mit verstörenden Elementen nicht spart. Sehr viel effektiver wird das blutige Ende durch die sympathischen Charaktere, die einem sehr schnell ans Herz wachsen können.



Hans Wagner ist ein armer Typ der mit der Welt nicht klar kommt und sich immer wieder in seinen dunklen Gedanken verliert und dabei an jeder Kleinigkeit scheitert. Kein gutes Lebenskonzept, mir aber allzu bekannt. Hubertus Brandt spielt die Figur herrlich kauzig. Vor allem hat er angst, kommt mit nichts klar, aber sobald jemand mal mit ihm redet wird er sofort pampig und greift an. Führt so manches mal zu sehr amüsanten Dialogen. Nicht weniger komisch, aber auch recht liebenswürdig, ist der von Ulrich Bähnk gespielte Hobbit. Komplettiert wird das Trio durch Amélie, die von Nika Kushnir verkörpert wird und perfekt zu Hans passt. Allein wie die beiden sich kennenlernen ist eine sehr komische Angelegenheit. Das Zusammenspiel der Darsteller wirkt oftmals wirklich sehr natürlich. Als Ikeaschrankfee ist Anna Berg (BAAL. MACHT. GREUEL.) zu sehen, die auch wieder sehr gefallen kann und zuletzt wäre noch Alexander Obe zu erwähnen. Er hat hier zwar nur zwei kleine Gastauftritte, aber irgendwie bringt er mich jedes mal zum lachen. Drolliger Mann!

Nicht zu sehen ist dieses mal Lars Kokemüller, der dafür wieder für die Regie, das Drehbuch und die Soundabteilung zuständig war. Für einen No Budget Film sieht das Ding wieder sehr ordentlich aus, es gibt ein HD Bild und ansonsten nutzt man die Limitierung einer solchen Produktion als Tugend und konzentriert sich aufs wesentliche. Ein paar Splatterszenen und eine fremde Welt wurden trotzdem erschaffen und man zerlegt einen Ikea Schrank. Und das alles ohne CGI, da darf Hollywood sich gerne ein Beispiel nehmen. Der Look ist insgesamt wieder ein wenig Artsy angehaucht, was hier allerdings positiv und eigenständig wirkt und nie einen versucht künstlerischen Eindruck erweckt.


Auch der neueste R&A Film hat mir gut gefallen und die Truppe beweist, dass sie auch Langfilm können. Zuerst eine sehr angenehme und etwas merkwürdige Komödie und am Ende zugleich Psychodrama, wie auch fiese Fantasy und Horror. Super Ding!

8,4 von 10 vorgetäuschte Filmabende (aber mit Geleebananen)