Sonntag, 26. Januar 2014

Die Rückkehr der Wildgänse (1986) [Ascot Elite]

Die Rückkehr der Wildgänse (1986) [Ascot Elite]

Zehn Jahre sind nach Beendigung des Vietnamkrieges ins Land gezogen. Trotz dieser langen Zeit halten sich immer noch hartnäckig Gerüchte, dass sich so manch vermisster Soldat noch immer in Gefangenschaft befinden soll.
Einer der daran glaubt und wohl Beweise dafür haben soll ist der ehemalige Major Morris (Enzo G. Castellari). Als er von den drei Veteranen Roger (Christopher Connelly), Mark (Manfred Lehmann),  und James(John Steiner) der alten Zeiten wegen besucht wird, versucht er sie für eine Befreiungsaktion zu gewinnen. Nach kurzem Zögern und nachdem sie ihren alten Gefährten Richard (Oliver Tobias) aus der Psychiatrie geholt haben (wo er übrigens nur war, um nicht arbeiten zu müssen), geht’s für die nun Vier Veteranen zurück nach Vietnam, wo auch erstmal ordentlich der Wald und einige Vietnamesen niedergemäht werden. Aber irgendetwas scheint man ihnen verschwiegen zu haben. Denn ganz so einfach, wie sich die Sache zunächst darstellt, scheint es alles doch nicht zu sein.

Fabrizio De Angelis oder (wie man ihn unter anderem auch kennt) Larry Ludman ist mir als Regisseur  bisher noch nicht aufgefallen. Natürlich kenn ich ihn als Produzent einiger Fulci Streifen wie „Woodoo –  Die Schreckensinsel der Zombies“, „Über dem Jenseits“ (aka: „Die Geisterstadt der Zombies“ oder „Der New York Ripper“ und einiger anderer Perlen  wie „Zombies unter Kannibalen“(auf den werde ich sicher in einem späteren Review nochmal zurückkommen, da dieser Streifen meinen bewussten Einstieg in den abseitigen Film darstellt) oder „The Riffs“.  Und tatsächlich befindet sich die VHS zu „Thunder 3“ in meinem Besitz. Die hab ich allerdings noch nicht sichten können, weshalb „Die Rückkehr der Wildgänse“ nun der erste Film unter De Angelis Regie ist, den ich mir zu Gemüte führen durfte.

Oder „musste“?
Denn so wirklich überzeugen konnte mich der Streifen nicht.
Das liegt an so einigen Problemen. Zunächst das offensichtliche: Der Film ist wahnsinnig langweilig.
Man lässt sich viel Zeit, um die Charaktere einzuführen und ihnen ein wenig Hintergrund zu geben, zu zeigen, wie sie nach dem Krieg Schwierigkeiten haben sich im normalen Alltag zurecht zu finden.
Das ist an und für sich ein löblicher Ansatz, bleibt aber nur recht oberflächlich, so dass man als Zuschauer keine richtige Bindung aufbauen kann.

Das wäre auch nicht das Schlimmste, denn eine ordentlich Portion Action und Geballer kann interessante Charakterentwicklungen ja auch mal ganz schnell überflüssig machen. Auf den Spaß- und Unterhaltungsfaktor „Action“  muss man als Zuschauer aber hier auch wieder ein wenig länger warten. Und wenn dann mal was passiert ist das doch recht unspektakulär.
Nicht, dass ich hier etwas ganz besonders erwartet hätte, aber ein bisschen mehr als das einfallslose „Ich halt mal mit meinem Maschinengewehr irgendwo hin und 5 Vietnamesen fallen schon um“ wäre schon schön gewesen.
So setzt man sich jedenfalls nicht von der Masse der 80er Action-Gurken ab.

Das versucht man aber vor allem mit dem Ende zu erreichen.
Schwierig für mich da jetzt viel zu schreiben, da ich Spoiler ja möglichst vermeiden will. Ich versuchs mal so: Das Ende versucht in jedem Fall zu schockieren und sicher auch zum nachdenken anzuregen oder eine Diskussion anzustoßen. Allerdings hätte das für einen anderen Film besser funktioniert. Die Intention ist sicher nicht die schlechteste, wirkt aber für diesen Film zu aufgesetzt und beinahe unnötig böse. Seine politische Botschaft wirkt jedenfalls reichlich verwässert.

Nicht zuletzt auch dadurch, da der Film über weite Strecken auch offen rassistische Töne anklingen lässt. So wird immer wieder von „den Gelbärschen“ geredet oder den Vietnamesen jegliche Menschlichkeit abgesprochen, in dem man sie immer wieder als „Monster“ oder „Bestien“ bezeichnet.
Dass Vietnamfilme gerne mal ein wenig reaktionär ausfallen können ist ja nichts neues, aber hier wird’s teilweise besonders unangenehm, zumal auch wirklich jeder vietnamesische „Charakter“ (wirkliche Charaktere gibt es eigentlich nicht, eigentlich eher nur Statisten, was schon ein Symptom des rassistischen Grundtons ist) entweder den Tod der Söldner will oder nicht zögern würde sie sofort zu verraten. Zumindest nach Auffassung der Söldner selbst.
Es gibt lediglich eine Szene in der auch mal zur Sprache kommt, dass die Amerikaner ja selbst genug Blut an den Fingern haben (Stichwort: Napalm), diese Anschuldigung wird aber auch prompt mit Hilfe eines Maschinengewehrs über den Haufen geballert. Und das war es dann schon mit der Verarbeitung der eigenen Kriegsschuld.
Natürlich muss man auch sehen, dass es sich um eine deutsch/italienische Produktion handelt und der Bezug zu Vietnam so natürlich ein wenig fehlt, aber ein wenig mehr Feingefühl oder eine ausgewogenere Betrachtungsweise wäre vielleicht angebracht gewesen.
Darauf komme ich vor allem deshalb zu sprechen, da der Film sich scheinbar nicht nur als reiner Actionreißer versteht, sondern wie bereits erwähnt schon versucht etwas zu vermitteln. Von daher ist es natürlich erforderlich sich damit eingehender zu befassen und da schneidet der Film nicht besonders gut ab.

Auch gibt es einige dramaturgische Fehler, die dem Film nicht gut tun. So gibt es zumindest zwei wirklich sehr offensichtliche Anschlussfehler. Zum ersten gibt es keine Szene in der die Gruppe den Auftrag von Major Morris annimmt und besonders auffällig ist die Szene in der die anderen Richard in der Klinik besuchen und ihm versprechen ihn da irgendwie rauszuholen, nur um in der nächsten Szene schon mit ihm in Asien zu sein.
Keine Ahnung, ob da jemand einfach nicht aufgepasst hat oder ob da irgendwas dem Schnitt zum Opfer gefallen ist, jedenfalls ist es sehr auffällig.

Bei den Darstellern ist auch nicht so viel zu holen. So nen richtigen Totalausfall gibt es jetzt nicht, aber auch kein wirkliches Highlight.
Oliver Tobias als Richard spielt ein wenig flach, so dass es auch nicht verwundert, dass man ihn heute eher in „Rosamunde Pilcher“ Verfilmungen oder bei „Klinik unter Palmen“ zu sehen bekommt.
Manfred Lehmann, der mit „Commando Leopard“ und „Codename: Wildgeese“ ja schon einige Erfahrung im Söldnerbereich sammeln durfte, gefällt mir als Synchronsprecher dann doch besser.
John Steiner (Caligula, Einer gegen das Imperium) bekommt recht wenig zu tun, weshalb da eine finale Beurteilung schwer fällt.
Christopher Connelly als Roger liefert von allen so ziemlich die beste Leistung ab und kann als Anführer des Trupps gesehen werden, wobei er diese Rolle auch gut ausfüllt.
Was noch? Nun ja, wie man in der Inhaltsangabe schon lesen konnte, gibt Regisseur Enzo G. Castellari (Tote Zeugen singen nicht, Zwiebel-Jack räumt auf) den Major Morris, Donald Pleasance hat scheinbar auch für nen Drehtag vorbeigeschaut und Ethan Wayne zeigt, dass er Papa Johns Talent nicht geerbt hat.

Die DVD von Ascot ist technisch ganz okay, aber viel erwarten sollte man auch nicht.
Extras gibt es außer ner Trailershow keine und lediglich das animierte Menü lädt zum Schmunzeln ein.

Unterm Strich kann „Die Rückkehr der Wildgänse“ (der auch mal so gar nichts mit „Die Wildgänse kommen“ zu tun hat und nur den Namen für Vermarktungszwecke benutzt) nicht überzeugen.
Nichtsdestotrotz werde ich Fabrizio De Angelis wohl noch mal ne Chance geben, denn so wie ich gehört hab, sollen einige andere seiner Filme zumindest als trashige Unterhaltung punkten können. Dieser Streifen hier allerdings will zu viel und kann zu wenig.

4 von 10 Ataris