Freitag, 28. November 2014

Mumins #7 (Reprodukt)

Mumins #7 (Reprodukt)

Eigentlich sollte für sie jetzt der alljährliche Winterschlaf anstehen, doch den Mumins ist absolut nicht nach schlafen zumute. Ganz im Gegensatz! Sie wuseln umher und sind richtig aus dem Häuschen. Schuld daran ist eine aufregende geographische Neuerung. Ein mutiger entdecker, hat seinen Job nämlich ziemlich gut getan und dabei gleich einen gesamten Kontinent entdeckt. Also anstatt im kalten Mumintal auf den Frühling zu warten und durch den Winter zu ratzen, machen sich die Mumins, sowie Frau Filijung und Mümmla auf die Reise übers weite Meer. Auf ihrem wenig sicheren Eisfloß samt Iglu finden auch noch Frau Filijungs Kuh, ihre Kommode und Kinder platz. Langsam geraten sie allerdings in wärmere Gefilde und ihnen schmilzt das Eis unter ihren Pötern weg, genauso wie ihr Iglu. Da droht der unsichere Kahn unterzugehen, aber zum Glück sind sie in der neuen Welt angekommen. Sofort ernennt sich Muminpapa zum König und Frau Filijung darf Hofdame werden. Entschlossen erkunden sie ihre neue Heimat, bauen ein kleines Dorf auf und erweitern stetig ihre Grenzen. Bei einer dieser Grenzerweiterungen treffen sie jedoch auf alte bekannte. Groggel, Gafsa und ein paar weitere Mumintaler haben ebenfalls die Flucht vor dem Winter angetreten und wollen ebenso wie die Mumins eine Kolonie aufbauen. Plötzlich findet Muminpapa den Imperialismus nicht mehr ganz so toll und wird auch sogleich von Groggel vom Thron gestürzt. Der hat nämlich hinterrücks die Monarchie abgeschafft und freie wahlen anberaumt, die nicht ganz so frei waren. Als nächstes folgen widerrechtliche Enteignungen und schon hat die Kolonie einen grausam Diktator an ihrer Spitze.

Wie die meisten schon wissen werden, haben wir mittlerweile die Schaffensphase von Tove Jansson hinter uns gelassen. Stattdessen stammen die vier Geschichten “Mumin der Kolonist”, “Mumin und die Pfadfinder”, “Mumin erbt ein Landgut” und “Mumin und die Goldfelder” von ihrem Bruder Lars. Inhaltlich bemerkt man jedoch keinen wirklichen Unterschied. Manche könnte vielleicht behaupten, die Strips hätten nicht mehr so viel Seele wie noch bei Tove und vermutlich stimmt das sogar, schließlich waren die Mumins unter ihrer Federführung auf einem unheimlich hohen Level. Zu kritisieren gibt es aber auch bei den Geschichten 26-29 nicht.

Die Pfadfinder Geschichte ist inhaltlich für mich die schwächste gewesen, dafür gab es hier wieder einige sehr clevere Spielereien mit den Gittern der Panels. Gerade bei einem besonderen Strip, in dem es darum geht wie Herr Frisch ein Feuer entfachen möchte, sind die Gitter aus Streichhölzern, die immer den Zustand des Streichholzes innerhalb der Handlung widerspiegeln. Also einmal heil, dann zerbrochen, entzündet, abgebrannt und so weiter. Solche Ideen gibt es in den Geschichten zu Hauf. Dazu kommen dann noch die äußerst niedlichen Charaktere uns Panels die für schwarzweiße Zeitungsstrips sehr detailreich und insgesamt immer hübsch geraten sind. Selbst auf Schattierungen und andere aufwändigere Details muss nicht verzichtet werden.

In ihren Abenteuern verfallen die Mumins einmal mehr ihrer Abenteuer Lust. Gleichzeitig kommen sie allerdings auch in die Verlockung der Macht und Geldgier. Trotzdem können die süßen Trolle am Ende doch immer ihrer freiheitsliebenden Art treu bleiben. Besonders das erste Abenteuer, das Mumin als Kolonist zeigt ist humoristisch, aber auch als sozialpolitischer Kommentar ein totales Highlight. Innerhalb weniger Momente macht die Kolonie Monarchie, Demokratie, Kommunismus und Faschismus durch und am Ende finden die Mumins doch wieder zurück zur Anarchie. Denn es geht nichts über eine gemütliche Hängematte und einen netten Abend mit Freunden und Leckereien. Sie sind so sympathisch. Vielleicht manchmal etwas einfältig und weltfremd, lassen sich von falschen Ideen recht schnell korrumpieren, doch irgendwann merken sie immer wenn irgendwo Ungerechtigkeit herrscht. Dann versuchen sie die Lage wieder angenehm für alle zu gestalten und meist passiert dies durch das aufheben unsinniger Regeln, Hierarchien, Leistungsdruck und Unterdrückung. So gibt es zwar Fehler im Mumintal, seine Bewohner geben dennoch ihr bestes diese auszumerzen. Gleichzeitig machen sie gerne aber auch mal eine Pause und sind gerne faul. Ich wäre gerne bei den Mumins und wenn ein Comic so etwas auslöst muss er wohl gut sein.

8 von 10 rosa Muscheln