Donnerstag, 8. Oktober 2015

The Talos Principle (Devolver Digital) [PlayStation 4]

The Talos Principle (Devolver Digital) [PlayStation 4]

Das Bewusstsein erwacht aus einem dunklen Traum ohne Kenntnis des eigenen Seins und der verstrichenen Zeit. In mitten von griechischen Ruinen aus uralten Äonen spricht eine Stimme aus dem Himmel zu euch, die SchöpferIn von Raum und Zeit, die ErschafferIn alles seienden - Elohim. Sie weist uns den Weg stellt uns und unseren Glauben auf die Probe, in diesen, den ihren unbekannten Welten, aus Natur und Technik, in der nur eine Frage zählt: Was ist der Mensch?

Wir befinden uns in "The Talos Principle" einem philosophischen First-Person-Puzzlespiel der kroatischen EntwicklerInnen von Croteam, die euch am Besten für die bisherigen drei Teile der Serious Sam Reihe bekannt sein dürften. Basierend auf der neusten Version der hauseigenen "Serious 4“-Engine, erwachen wir in der ersten von drei malerischen Hauptwelten, in denen uns der/die SchöpferIn höchstselbst vor diverse immer komplexer werdende Aufgaben stellt. 
Diese bestehen grob gesagt in der Lösung von Umgebungsrätseln, die den Weg zur Erreichung eines Siegel-Bausteins eröffnen. Diese Siegel werden dazu benötigt, um weitere „Tempel" oder auch Welten zugänglich zu machen, und um bestimmte Items freizuschalten die ihr zum Lösen weiter Rätsel benötigt. Jede Welt ist dabei in sieben Level unterteilt in denen es eine variable Anzahl von Siegeln zu erbeuten gilt. Die Schwierigkeit der jeweiligen Aufgabe wird der SpielerIn freundlicher Weise an Hand der Farbe des jeweiligen Siegels von grün bis rot angezeigt. Neben den Siegeln gibt es für besonders hartnäckige Abenteuerinnen noch Sterne zu sammeln, deren Fundorte teils gut versteckt und schwer erreichbar sind.
Ihr könnt das Spiel sowohl in der Schulterperspektive als auch in der First-Person spielen, was die Standardvorgabe des Spieles ist. Ein Inventar, Charakterwerte oder ähnliches werdet ihr in „The Talos Principle“ vergebens suchen, das Interface ist sehr minimalistisch gehalten und die ProtagonistIn kann immer nur ein Item zur Zeit in der Hand halten, was zu einer Menge gewollter Lauferei in den Labyrinthen führt.
Wie der Name des Spieles allerdings schon vermuten lässt, ist rätseln nicht das Einzige, was ihr zu tun habt, denn die Existenz des göttlichen Wesens das euch vor diese vielen Prüfungen stellt, sollte kritisch hinterfragt werden. Dazu animieren besonders die überall in den Welten aufgestellten Computer-Terminals auf denen ihr nach und nach mehr Informationen und Fragmente aus dem sogenannten „Archiv“ abfragen könnt. Worum es sich genau bei dieser gigantischen Datenbank handelt erfahrt ihr im Verlauf des Spieles. Allgemein enthält sie aber interessante Auszüge aus philosophischen Texten der Menschheitsgeschichte und befasst sich vor Allem mit den Fragen nach Bewusstsein und Menschlichkeit.
Unterstützt wird dieses Gedankenexperiment durch die Multiple-Choice-Interaktion mit einer vermeintlichen künstlichen Intelligenz, welche in einer Art Persönlichkeitstest mit euch zu analysieren versucht, was den Menschen von der Maschine unterscheidet oder ob es überhaupt einen Unterschied gibt.
Je weiter ihr im Spiel voranschreitet desto instabiler wird euer „Glaube“ in die vermeintliche Realität, was sich in der Umgebung durch zunehmende Glitches widerspiegelt.
Das führt uns zur durchaus ansehnlichen Grafik des Spiels. Die neue Engine kann einiges an hübschen Licht- und Wettereffekten auf den Bildschirm zaubern und liefert dabei knackig scharfe HD-Texturen. Allerdings sind in unserem Tests auf der Playstation 4 immer wieder merkliche Framerate-Einbrüche feststellbar gewesen. Minuspunkt an der Präsentation ist ebenfalls die große Leblosigkeit der Umgebung, und damit ist nicht die vollkommen beabsichtigte und beklemmende Atmosphäre gemeint, sondern das fehlen von Umgebungsanimationen. Die Wolken am Himmel bewegen sich nicht, es gibt keine Wellen vom Wind, keine Fußspuren und würden sich die Bäume nicht minimal bewegen hätte man das Gefühl auf ein Stilleben zu schauen. Hier wurde definitiv atmosphärisches Potenzial verschenkt, was andere Erkundungsspiele, wie das viel gelobte „Journey“ sehr gut belegt.

Die überraschend innovative Kombination von Puzzlespiel und Philosophie ist eine herausfordernde Aufgabe und kann für einige sehr unterhaltsame Spielstunden sorgen, sieht man von der sonst recht leblosen Umgebung und dem zwar schönen, aber auf Dauer recht eintönigen Soundtrack einmal ab.

8.1 von 10 Puzzlestücke der Existenz