Montag, 29. Februar 2016

Die Schiffbrüchigen der Zeit #1: Der schlafende Stern (Splitter)

Die Schiffbrüchigen der Zeit #1: Der schlafende Stern (Splitter)

Ende des 20. Jahrhunderts, die Erde: Eine Plage von tödlichen Sporen aus dem All droht jegliches Leben auf der Erde unmöglich zu machen. Aus vielen Tausenden Freiwilligen werden ein Mann, Christopher, und eine Frau, Valerie, für ein Rettungsprogramm ausgewählt. Sie werden jeweils in eine Raumkapsel gebettet und eingefroren. Diese Kapseln werden dann in einer Umlaufbahn ins All geschossen, die sich alle 125 Jahre der Erde wieder nähert. Erst im Jahre 2990 wird Christopher aus seinem Kälteschlaf erweckt aber glücklich ist er damit nicht. Valeries Kapseln ist in den vergangenen Jahren irgendwo vom Kurs abgekommen und auch auf der Erde sieht es nicht besser aus. Kurz nach seiner Ankunft wird der Planet erneut von einer Welle der tödlichen Weltraumsporen attackiert. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin der Regierung soll er auf eine der menschlichen Kolonien fliehen. Während eines Zwischenstopps auf einer vermeintlich verlassenen Forschungsstation lösen sich Chris und seine Begleiterin von den anderen Flüchtenden. Chris will nicht zur Kolonie, er will nach Valerie suchen. Zuvor müssen die beiden aber feststellen, dass der Meteorit nicht so verlassen ist wie sie glauben und das die Sporen bei weitem nicht die einzige tödliche Gefahr für sie und für die Menschheit darstellen.

Es existieren nicht viele Comics, an denen die Zeit ohne Spuren vorbeigeht. Die französische Science-Fiction Reihe “Les Naufragés du temps” ist einer dieser Comics. Denn genauso wie die beiden Hauptfiguren scheinen auch die Comics der Schiffbrüchigen nicht zu altern. Zeichner Paul Gillon und Texter Jean-Claude Forest konnten die ersten neun Seiten dieser Geschichte schon 1964 im Chouchou Magazin veröffentlichen. Nach dessen sehr schnellen Ende dauerte es dann allerdings ganze zehn Jahre, bis die Geschichte in der Zeitung France Soir fortgesetzt werden konnte. Ein verlässliches Heim fanden die Schiffbrüchigen dann allerdings erst 1977 im berühmt berüchtigten Comicmagazin Métal hurlant (in Deutschland als Schwermetall bekannt). Im selben Jahr erschienen die ersten fünf Alben auch erstmalig in Deutschland. Zu finden waren sie teils gekürzt und natürlich auch zensiert, über weibliche Nacktheit wurde zum Schutze der Jugend drübergepinselt, in den Topix Heften. Außerdem war der damalige Druck nur zweifarbig. Ende der Achtzigerjahre erschien dann die gesamte Reihe erstmals unzensiert, in voller länge und bunt auf deutsch und zwar im Carlsen Verlag.

Seitdem ist einige Zeit vergangen und veröffentlicht Splitter alle zehn Alben in der vom Verlag gewohnten hohen Qualität. Albenformatige Hardcoverbände in hübschester Optik. Genau diese Aufmachung sorgt wohl dafür das man der Geschichte ihr Alter absolut nicht ansehen kann. Die Story selbst ist vielleicht nicht innovativ und war es wohl auch damals nicht, aber vom ersten Panel an wird unterhaltsame Weltraumfantasy geboten. Stets werden neue Konzepte vorgestellt, neue Bösewichte, Monster, Aliens und anderes Zeug präsentiert. Langeweile kann da nicht aufkommen.

Also während die Story zwar auf den ersten Blick nichts wildes neues ist, ist allein schon im ersten Album eine schier unendliche Fülle an spannenden Ideen zu entdecken, noch klarer werden die Qualitäten des Comics in anbetracht des unfassbar gut gealtertem Artworks. Der stil ist sehr fein und bietet gerade bei Menschen und Tieren eine sehr grazile Optik. Etwas Erotik schwingt meist auch mit, aber auch diese sehr stilvoll und nie plump. Auch technische Geräte und die Fahrzeuge haben einen coolen, eigenen Look. Auf der anderen Seite sind Aliens und Kampfmaschinen zu sehen, die ebenfalls sehr eigen aussehen und teilweise sehr ungewöhnlich daherkommen, sowie die Magnetmetallwesen oder einfach nur eklig sind, wie die riesigen Frösche. Komposition, Lesefluss, Spannung und alles andere deuten jedenfalls darauf hin, dass der Comic niemals älter als 20 Jahre sein kann. Stark.

Ein Album das trotz seines Alters immer noch mit aktuellen Genrewerken mithalten kann und den meisten sogar haushoch überlegen sein dürfte. Für Fans von fantastischer Science-Fiction unbedingt zu empfehlen, aber auch alle die Teil eines großen galaktischen Abenteuers sein wollen sollten reinschauen.

8,7 von 10 hinterhältige Wasserschlangen