Mittwoch, 30. März 2016

Darkest Dungeon (PC)

Darkest Dungeon (PC)


Du hast das Anwesen mitsamt des anliegenden Dorfes deines Urahnen geerbt. Beides ist in schrecklichem Zustand und vom Reichtum deiner Familie ist nichts mehr zu bemerken. In den Memoiren deines Vorgängers sind die Gründe für den Untergang deiner Familie zu entdecken. Das Streben nach unendlicher Macht hat den ehemaligen Landlord in dunkle Rituale verstrickt, die ihn und seine Söldner in immer tiefere Dungeons geführt hat. Doch in den Tiefen wartete keine Macht, sondern nur etwas böses, das den Untergang für ihn brachte. Nun ist das unbekannten Grauen befreit und du lässt wieder Kutschen nach Hamlet fahren. Kutschen mit Söldnern, die für etwas Ruhm, Bier und vor allem Gold alles tun würden. Führe sie in den dunkelsten Dungeon und halte das Böse auf. Auf dem Weg dazu solltest du aber nicht die Schätze zurücklassen und nebenbei den Wohlstand deiner Familie erneut auf ein unerhörtes Maß ansteigen lassen.

Darkest Dungeon ist ein 2D Roguelike Dungeoncrawler der alten Schule. Das RPG ist sehr auf Partymanagement fokussiert. Ziel des Spiel ist es insgesamt vier Partys bis auf Level 6 zu bringen und sie so mächtig werden zu lassen das mit ihnen das Darkest Dungeon vier mal komplettiert werden kann. Zuerst werden dazu mit den -täglich auf Level 0, mit der Kutsche ankommenden - Söldnern unwichtige und leichte Missionen in Wäldern, Höhlen, Friedhöfen und ähnlichem absolviert. Nach Beendigung dieser Missionen levelt ihr nicht nur eure Helden, sondern auch die Kampfgebiete. Dadurch werden nach und nach schwerere Missionen und letztlich auch Endgegner frei geschaltet. Helden die zwei Stufen höher als die ausgewählte Mission sind, werden sich weigern daran teilzunehmen, während Helden mit niedrigerer Stufe als die Mission unter stärkerem Stress leiden werden. Zum Thema Stress kommen wir noch später.


Missionen bestehen meistens daraus, dass ihr einen Ort vollkommen erkunden sollt oder alle Monster darin töten müsst. Dungeons bestehen immer aus mehreren Räumen, die mit längeren Gängen verbunden sind. In einer 2D-Sprite Ansicht bewegt ihr euch stets von links nach rechts über den Bildschirm und wählt auf einer Karte aus, welchen Weg ihr weiterverfolgen wollt. Neben Kämpfen erwarten euch in den Dungeons Fallen, Schätze und viele Artefakte. Artefakte können positive wie negative Effekte auf die Gruppe haben, oder meist auch ignoriert werden. Teilweise kann mit einem geopferten Gegenstand auch die Qualität der erhaltenen Items oder ein negativer Statuseffekt zu einem guten umgewandelt werden. So schwächt euch ein mumifizierter Leichnam, wenn ihr ihn nicht mit Bandagen anfasst. Mit Bandagen hingegen bekommt ihr durch ihn einen Buff oder Stresslinderung.

Stress ist neben Gold und HP ein wichtiger Teil eures Ressourcenmanagements. Alle negativen Dinge wie Dunkelheit, Angriffe, verfehlte Attacken, Fallen und so weiter lassen den Stress eurer Abenteuerinnen ansteigen. Bei hundert Stresspunkten wird euer Held wahnsinnig und erlangt somit neue Ticks, Krankheiten und wird schwächer. Dabei gibt es allerdings auch die Möglichkeit, dass die Figur tugendhaft wird und keine negativen Statuseffekte abbekommt. Ansonsten muss der Stress der Figur komplett abgebaut werden, vorher bleiben die Statuseffekte erhalten. Erreicht das Stresslevel 200 Punkte, stirbt die Figur an Herzversagen. Um den Stress im Zaum zu halten ist ein gutes Item Management wichtig, es werden immer genug Schaufeln, Bandagen gegen Bluten und Gegengifte gebraucht. Auf längeren Missionen muss gerastet werden, dazu muss genug Proviant vorhanden sein um Stress zu lindern und HP wieder aufzufüllen. Schnell werdet ihr aber feststellen, dass sich hier streng aufs wichtigste beschränkt werden muss. Ansonsten sind Gold und der Platz im Rucksack bald aufgebraucht.


In der Stadt können dann auch Krankheiten, Ticks und Stress in der Taverne, der Kirche, dem Bordell oder auch beim Arzt behandelt werden. Verschiedene Figuren haben dabei unterschiedliche Vorlieben. Trinker zum Beispiel wollen nur in die Taverne, heilige Charaktere hingegen können nicht bei den Freudenmädchen entspannen. Charaktere, die behandelt werden, fallen für bestimmte Zeit aus und können solange nicht auf Missionen mitgenommen werden. Außerdem kommen in der Stadt wöchentlich neue Helden an, wobei deutlich wird, dass ihr zwar im Spielverlauf mehrere Truppen bis Level 6 aufbauen müsst um das Spiel zu beenden. Allerdings sind die Helden besonders zu Beginn nur die billigste Ressource des Spiels, die freimütig vergeudet werden kann. So lohnt es sich mit dem Aufbau der ersten ernsthaften Party erst nachdem einige Dinge in der Stadt ausgebaut sind und sich bei euch etwas Geld angesammelt hat. Ansonsten können noch eure Fähigkeiten verbessert, neue Rastfunktionen erlernt und eure Waffen und Rüstungen gestärkt werden.

Das Kampfgeschehen funktioniert im altbekannten rundenbasierten JRPG Stil. Dabei sind die Figuren bedingt durch ihre Geschwindigkeit nach der Reihe an der selbigen und können eine ihrer bis zu fünf Fertigkeiten einsetzen. Zusätzlich kann die Position verändert werden; es gibt vier hintereinander liegende Plätze im Kampf. Außerdem kann auch ausgesetzt werden, dies erhöht allerdings den Stress. Items können benutzt werden ohne einen Zug zu benutzen. Die meisten Feinde hinterlassen nach ihrem Tod einen Leichnam, der oftmals den Weg zu den Gegnern in den hinteren Reihen versperrt und euch somit ohne Fernkampfcharaktere dazu zwingt Züge für seine Vernichtung zu opfern.


Grundlegend sind dies wohl die gängigsten Mechaniken des Spiels. Jeder dieser Punkte ist allerdings taktisch noch sehr viel tiefgehender als ich es in einem kurzen Review erklären kann/will. Insgesamt ist das Game somit auf jeden Fall besonders etwas für Hardcore RPG Spieler*innen und alle die sehr akribisch jede ihrer Aktionen vorausplanen. Jeder kleiner Fehler rächt sich in den meisten Fällen sofort. Auch wenn einmal alles nach Plan laufen sollte reicht oftmals ein zufälliger kritischer Treffer eines Feindes um alle eure Pläne umzuwerfen. Dieser glücksbasierte Teil des Spiels kann durchaus frustrierend sein - vor allem während des Endgames, wenn dann durch einen unglücklichen Zug oder einer Fehlentscheidung schnell eure gesamte Gruppe das Leben lässt und somit die Arbeit von vielen Stunden einfach so weg ist. Eine große Vorliebe für min/max und Geduld sowie viel taktisches Geschick sind also unbedingt notwendig. Wirklich geärgert hat mich eigentlich nur, dass der Mittelteil des Spiels etwas zu lange dauert. Die Zeit zwischen “ich habe alles verstanden” und den ersten großen Erfolgen ist zu lang, ansonsten aber ein verdammt gutes Spiel für alle, denen es nie zu schwer sein kann. Kurz bevor ich das hier geschrieben habe ist die Antiquarin als neue Klasse hinzugekommen und es werden wohl in nächster Zeit noch einige Neuerungen folgen.

Über Grafik und Sound haben wir noch gar nicht geredet. Das Artwork besteht aus sehr hübschen Sprites, die nur aufs Nötigste animiert wurden. Da die Zeichnungen im Stile der Comiczeichner Mike Mignola und Alan Davis, kombiniert mit den Gemälden Albrecht Dürers auch so eine widerwärtige Augenweide darstellen, ist das nicht weiter schlimm. Die Menüs und das Interface sind aufgeräum; zu Beginn jedoch trotzdem etwas zu voll mit Informationen. Wenn man sich allerdings erstmal hineingefuchst hat, ist auch das kein Problem mehr. Die Steuerung lässt sich sehr leicht mit Keyboard und Maus bewältigen und ist sehr leicht erlernbar. Das Sounddesign ist schön gruselig und auch beim Voice Acting hat man alles richtig gemacht.

8,9 von 10 Fleischhaufen