Freitag, 4. November 2016

Gruft der Vampire (1970) [Anolis]

Gruft der Vampire (1970) [Anolis]

Laura (Pippa Steel), die Nichte des Generals von Spielsdorf (Peter Cushing) scheint unter einer seltsamen Krankheit zu leiden. Seit einiger Zeit haften ihr jede Nacht schreckliche Träume an. Zudem wird sie immer blasser, isst nur wenig und ihr Blutmangel wird täglich schlimmer. So ergeht es ihr bis sie schließlich daran verstirbt. Dieselben Symptome treten kurz darauf auch bei der jungen Emma Morton (Madeline Smith) auf. Beide fälle habe etwas gemeinsam, denn in den Familien der Mädchen ist jedes mal eine unbekannte Frau (Ingrid Pitt) zu Besuch gewesen, die Nachts geheimen Tätigkeiten nachzugehen scheint.

Grusel-Urgestein Peter Cushing (Frankensteins Ungeheuer), Bond Schönheit Madeline Smith (Live and let die) und Hammers Königin des Gothic Horrors Ingrid Pitt (Comtesse des Grauens) sorgen hier gemeinsam dafür, dass Roy Ward Bakers (Die sieben goldenen Vampire) erster Film der Karnstein-Trilogie ein echter Hingucker geworden ist. Cushing und Pitt verleihen dem Film die von Hammer gewohnte Erhabenheit und zugleich sind Pitt und die anderen schönen Darstellerinnen daran beteiligt dem Film ein wenig Exploitation Verruchtheit zu verleihen. So ist es für die Fans zwar zu aller erst Cushing der das Interesse an diesem Streifen wecken kann, letztlich ist seine Rolle aber zu klein und bietet nur wenige Glanzmomente. Daher ist es Ingrid Pitt die durch ihre unterkühlte, aber stets leidenschaftliche Art den Film auf lange strecken trägt.

Der Film basiert auf der 1872 veröffentlichten Novelle „Carmilla“, des irischen Autors Joseph Sheridan Le Fanu. Die wohl erste Geschichte, die das heutige Klischee der lesbischen Vampirin begründet hat. Was damals natürlich nur leicht angedeutet werden konnte und durfte, schlachteten die Hammer Studios ordentlich aus. Es gibt also einige Schmusereien zwischen den Mädchen zu sehen und immer wieder tänzeln sie Nackidei durchs Bild. Schon Reizvoll, aber auf Dauer doch nicht mehr so aufregend wie es damals wohl war. Um die Fans von Blut zufriedenzustellen startet der Film mit einer gut inszenierten Enthauptung, hält sich mit Gore aber danach lange sehr zurück. Wirklicher Grusel kommt dann auch erst zum Ende hin auf, bis dahin kann aber eine konstant angespannte Stimmung gehalten werden, die vor allem von einigen der Mark erschütternsten Schreie unterstützt werden, die je in einem Horrorfilm zu hören waren (Kopfhörer Nutzer*innen sollten also vorsichtig sein).

Die Ausstattung des Films ist kein neuer Höhepunkt des Studios, aber kann den gewohnten Standard aufrecht erhalten. Neben schönen Sets und Kostümen sind hier noch einige hübsche Drehorte an Schlössern und Wäldern zu sehen. Auch wenn der Film sich inhaltlich nur am Rande an der Buchvorlage hält, kommt die Optik schon sehr nahe an die Illustrationen von D.H. Friston und Michael Fitzgerald, die damals die Geschichte bebilderten. „Gruft der Vampire“ ist ein unterhaltsamer Grusler mit einer netten Atmosphäre, verschenkt Peter Cushing aber leider ein wenig und setzt zu sehr auf die optischen Reize seiner Hauptdarsteller.


Da die Blu-ray Veröffentlichung des Films aus dem Hause Anolis in eure Player flattert, könnt ihr euch natürlich auf eine ganze Reihe von Extras verlassen. Da wäre ein englischer Audiokommentar mit Ingrid Pitt, Roy Ward Baker und dem Drehbuchautoren Tudor Gates (Diabolik). Ein wirklich spannendes Stück Filmgeschichte, vor allem da mittlerweile alle drei Beteiligten verstorben sind. Aber klar gibt es auch wieder einen deutschen Audiokommentar mit Rolf Giesen und Volker Kronz. Ansonsten ist da noch die 10-minütige Doku „Resurrecting the Vampire Lovers“, ein Interview mit Madeline Smith und Ingrid Pitt liest ein wenig aus „Carmilla“ vor. Genauso wie der englische Audiokommentar Extras, die ihr unter Umständen schon von der Shout Factory Blu-ray Veröffentlichung kennen könntet. Dazu kommen dann noch deutsche und englische Trailer, Radio Spots, Werberatschläge, Filmprogramme und eine Bildergalerie. Bild und Ton der Blu-ray sind wie bei fast allen Anolis Veröffentlichungen sehr gut!


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