Samstag, 14. April 2018

A.O.T. 2 (Koch Media) [PS4]


A.O.T. 2 (Koch Media) [PS4]

Die Menschheit war einst Herrscher über ihre eigene Welt. Niemand konnte ihnen etwas antun und sie lebten in Freiheit und Wohlstand. Über Nacht endete dies aber sehr abrupt und für alle Zeit. Aus dem Nichts tauchten plötzlich Titans auf. Dabei handelt es sich um meist circa 15 Meter große, menschenähnliche Monstren. Ihr einziges Ziel scheint es zu sein Menschen zu fressen. Alle anderen Lebewesen lassen sie in Frieden und selbst ohne Nahrung kommen sie gut klar. Sie wollen also wirklich nur Menschen fressen, keinen anderen Sinn hat ihr Dasein. Es dauerte nicht lange bis die Menschheit fast vollkommen ausgerottet wurde. Seit über 100 Jahren haben sich die letzten Überlebenden in ihre letzte Stadt zurückgezogen. Dort lebten sie bis vor kurzem ziemlich sicher hinter einigen 50 Meter hohen Schutzmauern. Jedenfalls solange bis ein Titan auftauchte der selbst genauso groß war. Er trat die Mauer ein, wodurch die Titans den äußersten Verteidigungsring vollkommen einnehmen konnten.

Wie ihr schon bemerkt habt ist die Story der zweiten Videospieladaption der Attack on Titan Animeserie altbekannt. Doch während ihr im ersten Game von 2016 nur die erste Staffel nachspielen durftet, könnt ihr euch in der Fortsetzung in 27 Missionen durch die Titan Horden der ersten und der zweiten Staffel schneiden. Gut also falls ihr den ersten, eher schwachen Teil verpasst habt, wenn nicht ist es aber etwas nervig und langweilig sich erneut durch die erste Staffel zu kämpfen. Als Protagonist fungiert dabei jedoch nicht der allen bekannte Eren Jäger oder andere bekannte Gesichter. Stattdessen dürft ihr in einem relativ umfangreichen Charakter-Editor eure eigene Spielfigur kreieren. Auf die bekannten Figuren müsst ihr dennoch nicht verzichten, da eure Figur, abgetrieben von Erins bewegender Rede als er in seiner Kindheit seine Eltern durch die Titans verlor, ebenso wie die bekannten Held*innen Teil der 104. Trainingseinheit wird. Nach dem Training kämpft ihr also die bekannten Schlachtender Serie nach, immer mit den bekannten Charakteren an eurer Seite. Nicht unbedingt originell, aber eine einfache Idee um einen selbst kreierten Charakter in die Geschichte einzufügen.

Spielerisch ist A.O.T. 2 eines der weniges Games, die zwar grundlegend sehr ähnlich sind, sich etwas von Koei Tecmos gewohntem „Warriors“ Gameplay unterscheiden. Es gilt hier keine gigantischen Schlachten zu gewinnen in denen ihr alleine unzählige Armeen besiegt, sondern diesmal seid ihr mit eurem Team meist in der Überzahl. Mit dem 3D-Mannöver Apparat könnt ihr mithilfe eurer Enterhaken quer durch die Gegend fliegen, jedenfalls solange es etwas gibt an dem ihr euch festhalten könnt. Das funktioniert nach kurzer Eingewöhnungszeit sogar ziemlich gut und allein diese Art der Fortbewegung sorgt schon für einige spaßige Momente. Besser haben auch die bisherigen Spider-Man Games diese Art der Fortbewegung nicht umsetzen können. Erschwert wird diese Art der Fortbewegung durch die Zerstörungswut der Titans. Legen diese nämlich erst mal die gesamte Stadt in Schutt und Asche, bleiben euch nur wenige Gelegenheiten um euch irgendwo einzuhaken. Für solche Momente steht euch allerdings auch ein treues Pferd (Pferde sind in Videospielen immer treu) zur Seite. Kombiniert mit dem 3D-Mannöver Apparat können aus dem Ritt besonders coole Moves vollbracht werden.


Um gegen die Titans zu kämpfen müssen diese Anvisiert werden und auf Knopfdruck wird dann eine Homing-Attack gestartet. Ihr müsst dabei auf den richtigen Angriffswinkel achten, das Timing für die Attacke ist auch wichtig und außerdem müsst ihr mit genügend Schwung bei den Titans ankommen ansonsten könnt ihr sie nur leicht verletzen. Habt ihr erfolgreich den Nacken eines Titans durchtrennt ist er besiegt. Einige, abnorme, Titans können jedoch nicht sofort erledigt werden. Bei ihnen muss ihr zuerst Schwachpunkte treffen oder Gliedmaßen abtrennen. Taktisch erwartet das Spiel dabei relativ wenig von euch, wichtig ist es vor allem in späteren Aufträgen jedoch eure Route gut zu planen um keine Zeit zu verschwenden und somit Nebenmissionen in Gefahr zu bringen. Wichtiger ist es sich schnell und fehlerfrei fortzubewegen und die Titans in möglichst rasanter Art ohne große Pausen hintereinander zu besiegen. Dabei wird das zuerst etwas sperrige Kampfsystem mit wachsender Erfahrung immer spaßiger. Schade nur, dass die KI der Titans nicht die beste ist und sie somit nur selten eine wirkliche Gefahr für erfahrenere Spieler*innen darstellen werden, wenn sie nicht gerade mal in die falsche Richtung laufen oder sich an Häuserecken verheddern. Etwas mehr taktischen Tiefgang bekommt das Spiel durch Versorgungs- und Verteidigungstürme verschiedenster Arten, die ihr mit, aus Nebenmissionen, erworbenen Punkten wiederaufbauen könnt.

Wenn ihr euch nicht auf die KI-gesteuerten Mistreiter*innen verlassen könnt, die jedoch meist hilfreich sind und coole Kombinationsangriffe ermöglichen, könnt ihr auch online mit menschlichen Mitspieler*innen in die Schlacht ziehen. Sehr spaßig, macht das Spiel aber teilweise zu leicht und ist eine entspannte Gelegenheit um Items und Geld zu farmen, dass ihr wiederum für neue Ausrüstungsgegenstände und deren Verbesserung braucht. Zur Zeit hat der Online Mode noch einige Slowdowns, ist bisher jedoch stabil und verlässlich gelaufen. Auch online spielbar sind die Aufklärungsmissionen, die es euch erlauben mit knapp 40 aus der Serie bekannten Charakteren zu spielen.


Zwischen den Missionen bewegt ihr euch frei durch die Bezirke hinter den Mauern. Dort könnt ihr eure Ausrüstung ändern, aufleveln und vor allem mit den anderen Figuren ins Gespräch kommen. In den Multiple-Choice-Gesprächen könnt ihr euer Freundschaftslevel mit den anderen erhöhen und dabei Freundschaftsevents (kleine Cutscenes, die einen tieferen Einblick in die Charaktere schaffen) und dabei neue passive und aktive Skills freischalten, die teilweise das Spiel grundlegend verändern können. Ein kleines Manko an den Gesprächen sind die sehr eindeutigen Antworten und alles was nicht 100% positiv und schmeichelnd ist, wird von den Charakteren nur sehr selten als positiv wahrgenommen, was die verschiedenen Gesprächsmöglichkeiten manchmal etwas sinnlos erscheinen lässt.

Grafisch umgesetzt wurde das Spiel in einem hübschen Cel Shading Look, der den Stil der Serie perfekt einfängt. Vor allem die Titans sowie die Hauptcharaktere sehen verdammt gut aus. Die Nebenfiguren hingegen sind teilweise etwas spärlich animiert und auch die Level sind zwar insgesamt hübsch anzusehen haben aber mit Framerateeinbrüchen und Pop Ups zu kämpfen. Am Sound gibt es absolut nichts zu kritisieren. Der Soundtrack ist schön und kraftvoll, die Soundkulisse ebenso und für die japanische Synchronisation konnten sogar die Originalsprecher*innen der Animeserie verpflichtet werden.

Nach dem schwächelnden Erstling, der wohl vor allem nur die obsessiveren Fans der Serie begeistern konnte, wird mit A.O.T. 2 eine starke Fortsetzung nachgelegt, die deutlich macht, dass die Entwickler*innen aus ihren Fehlern gelernt haben. Vor allem die frustrierenden Kameraprobleme gehören der Vergangenheit an und insgesamt wirkt der zweite Teil durchdachter und mehr aufs nötige fokusiert. Gamer die zugleich auch Fans des Anime sind, sollten unbedingt mal reinschauen, aber im Vergleich zu seinem Vorgänger ist A.O.T. 2 auch gut genug um für sich alleine stehen zu können und auch Fans außerhalb der Anime Community zu finden.

7,8 von 10 deutliche Ansagen